Im Freeware-Bereich gibt es zu allen möglichen Programmen Alternativen mit unterschiedlichen Ausreifungsgraden. Games, Anwendungs-, Render- und Zeichenprogramme sind inzwischen sehr ernst zu nehmen. Gibt es da eigentlich auch was für Musiker?

Dazu habe ich verschiedene Programme, die für Linux verfügbar sind, ausprobiert. Meine Erfahrungen und Empfehlungen könnt ihr in diesem Eintrag nachlesen.

Musikmaschine

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Als Betriebssystem nutze ich Ubuntu, besser gesagt, Ubuntu Studio. Dieses Ubuntu-Derivat ist schon prall gefüllt mit Video-, Audio- und Grafiksoftware. Wer Ubuntu schon installiert hat, kann seine Installation mit diesen Befehlen ganz einfach zu einer Ubuntu Studio – Installation umwandeln. Aber Vorsicht: Ich übernehme keine Garantie, dass das problemlos funktioniert. Jeder probiert auf eigene Gefahr!

Und dann, nach ein wenig Downloadzeit und Installation der Packages, kann man sich ein Bild des Systems machen. Standardmäßig wird der Realtime-Kernel mitinstalliert und die Latenzzeiten des Systems sind damit richtig gut. Der einzige Nachteil ist, dass eine bestimmte Einstellung noch nicht vorgenommen wurden, die der Audio-Gruppe Realtime-Zugriff ermöglicht. Doch mit diesen Instruktionen lässt sich auch das einstellen. Jetzt muss der eigene Benutzer nur noch der Audio-Gruppe hinzugefügt werden und los gehts!

Melodiegefahr

Um Musik zu machen, benötigt man eigentlich nur ein paar Komponenten:

  • Sequencer – Der spielt die Noten ab
  • Synthesizer – Kann man coole Sounds mit machen

Eigentlich.

Da man aber auch das Gesamtergebnis abmischen möchte, Effekte hinzufügen und Audio aufnehmen, bleibt es nicht ganz bei diesem Aufbau.

Sequencer

Frei verfügbare, leistungsfähige Sequencer sind zum Beispiel Rosegarden, Muse oder seq24. Das Prinzip ist immer das gleiche: Man schließt virtuell Geräte an und die Software sagt den Geräten, wann welche Note gespielt werden soll.

Audiogeräte

Hier gibt es Synthesizer wie den ZynAddSubFx, der inzwischen schon in andere Programme als Plugin eingebaut wird. Um SoundFonts zu nutzen, nimmt man sich QSynth und bindet die Font dort ein. SoundFonts sind eine Bibliothek von Tönen, um zum Beispiel ein Klavier oder eine Trompete möglichst realistisch erscheinen zu lassen. Es wird nicht jeder Ton aufgenommen, aber in Abständen jeweils ein neuer, um neue Töne nicht einfach durch pitchen zu verändern.

Um eine effektive Drumline zu erstellen, bietet sich Hydrogen an. Hydrogen lässt sich per Jack (siehe weiter unten) in die Umgebung einbinden und wird separat editiert. Der Vorteil: Es gibt frei verfügbare, gut klingende Drumsets. Außerdem lassen sich Effekte wie Humanisierung nutzen: Die Noten werden nicht ganz genau auf den Punkt gespielt, sondern immer etwas „daneben“. Auch hier lassen sich die Instrumente auf LADSPA-Effekte hängen.

Effekte

Um nun Echo, Delays oder andere Effekte zu nutzen, kann man entweder VST-Plugins umständlich über wine-Emulation zum laufen bekommen oder einfach die frei verfügbaren LADSPA-Plugins nutzen. Auch hier gibt es wieder eine aktive Community.

Kopplung

Da haben wir nun also einen Sequencer, einen Synthesizer und Effekte. Doch wie wird das denn alles miteinander verbunden?

Dazu gibt es Jack. Jack ist ein realtime, low-latency audio management system. Faszinierend: Egal, in welcher Anwendung man Play drückt, alle anderen werden gleich mitgestartet. Somit würde ein testweiser Aufbau etwa so aussehen:

Man starte erst Jack und klicke auf Start, um den jackd-Server zu starten. Dann Muse öffnen und ZynAddSubFx. Jack sollte die Programme automatisch erkennen und verbinden (Button Connections). Dann in Muse-Menü Settings – Midi Ports / Soft Synth unter Device Name den ZynAddSubFx auswählen. Das ganze wieder schließen. Rechtsklick im weißen Bereich, Add Midi Track anklicken. Nun ein paar Noten in den Sequencer malen – oder wer ein MIDI-Keyboard hat, aufnehmen – und abspielen. Wer den Sound verändern möchte, kann das im Synthesizer tun: Einfach auf das leere Feld neben Enabled klicken (nachdem man per Misc – Switch User Interface Mode auf die Advanced-Sicht umgestellt hat) und ein neues Instrument auswählen.

Nicht vergessen: Da es zwei unterschiedliche Programme sind, muss man auch in beiden abspeichern und bei einer neuen Session laden. Da macht es Sinn, die Dateien im gleichen Ordner mit dem gleichen Dateinamen abzuspeichern – die Dateiendung ist schließlich unterschiedlich.

Schlagzeug und Drums lassen sich nun mit Hydrogen hinzufügen. Das Programm wird gestartet und auf Jack als Audio-Server umgestellt. Dann muss eventuell neu gestartet werden und es können Drums hinzugefügt werden.

Wenn man nun Effekte hinzufügen möchte, kann man dazu Jack Rack nutzen. Die Audioausgabe muss nur per Jack umgeleitet werden in den Jack Rack. Leider kann man so nur ein Programm mit einem Effekt verbinden – nicht Midi-Bank für Midi-Bank. Außerdem muss man dann in allen offenen Programmen alle Einstellungen abspeichern und bei jeder Session wieder neu öffnen. Man kann bestimmt gute Ergebnisse mit diesem Aufbau erzielen – aber irgendwie war mir dieses spezielle Szenario doch zu unflexibel. Eine andere Lösung musste her.

Digital Audio Workstation

Da kommen dann leistungsfähige Programme wie Ardour (eine frei verfügbare Digitale Audio Workstation – DAW) ins Spiel. Ardour ist kein Sequencer, sondern quasi eine Mischplattform für aufgenommene Audiospuren. Auch hier kann man die berühmten LADSPA – Plugins nutzen. Da ich mich aber mit Audioaufnahmen noch nicht beschäftigt habe, kann ich zu Ardour nichts sagen.

Und dann gibt es noch das Komplettpaket Linux Multimedia Studio.

Multimediale Power

Das Linux Multimedia Studio, kurz LMMS, bietet eine Fülle an Funktionen. Das Programm ist quasi Mix aus Sequencer, Synthesizern, DAW, LADSPA-Plugins und anderen Instrumenten. Wer mal Musik mit FruityLoops oder Reason gemacht hat, wird sich hier ziemlich schnell zurecht finden. Hier und da funktionieren Dinge noch nicht und manchmal stürzt es ab (oft speichern), aber es macht einen sehr vielversprechenden Eindruck auf mich.

Mit dem Linux Multimedia Studio habe ich dann erst einmal ein wenig experimentiert. Dabei ist ein Einsteigertutorial für LMMS entstanden, welches leicht verständlich den Weg in das Programm weist.

Jupp, und da kommt sogar was bei raus:

[audio:https://www.tobiasmaasland.de/wp-content/uploads/2009/06/projectdos.mp3]

Audiophil

Linux wird somit auch im Audioumfeld immer stärker. Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass es eine unüberschaubare Fülle an Programmen gibt. Aber ebensowenig sollte man vergessen, das viele dieser Programme inzwischen handfest lauffähig sind und zur Produktion genutzt werden.

1 Comment Musik mit Linux

  1. Pingback: Linux Multimedia Studio Tutorial | Tobias Maasland

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