Schon das Betreten der Gangway aus dem Flugzeug heraus war seltsam – muffig, irgendwie alt, andere Zeiten. Das Gebäude selber hat auch schon bessere Tage gesehen. Mit einem Taxi machte ich mich auf in die Stadt. Zweieinhalb Monatsgehälter kostet mich das. Nicht meines, jedoch der Einheimischen. Wie teilt sich diese Gelderverteilung zwischen Touristen und Einwohnern ein?
Wechselgeld
In Kuba gibt es zwei Währungen. Moneda nacional (genannt CUP) ist die nationale Währung. Aufgrund des sozialistischen Systems in Kuba bekommt jeder Kubaner um die 280 Pesos für einen Monat.
Dann gibt es noch die Convertibles (CUC). Ein Convertible ist 24 Pesos wert und ist die offizielle Touristen-Währung(!). Das bedeutet, dass die Kubaner etwa 12 CUC pro Monat bekommen. Sie müssen natürlich auch noch Essen kaufen (in rationierenden Geschäften, Stichwort DDR) und alles andere, was man so für das Leben braucht. Ein Liter Milch kostet 2,40 CUC.
Meine Taxifahrt hat 30 CUC gekostet. Für mich etwa 26 Euro.
Platzlos
Notorische Sturheit hat mich dazu gebracht, mich auch diesmal einfach treiben zu lassen, mal sehen, was kommt. Das Hotel, welches ich mir notiert hatte, bot die günstigen Zimmerpreise nur über das Internet an. Da stand ich nun, ohne Karte, ohne Orientierung auf der Suche nach einer Casa particular. Das sind von der Regierung lizensierte Häuser, welche ein oder zwei Zimmer für Gäste zur Übernachtung anbieten. Preise sind etwa 25-35 CUC. Das scheint hoch, jedoch sollte man bedenken, dass die Gastwirte eine Lizenzgebühr von 250-350 CUC pro Monat zahlen müssen.
Nun hab ich einfach den Türsteher des Hotels angesprochen, ob er mir denn damit weiterhelfen könnte. Wie es der Zufall wollte, er konnte. Dann jedoch geschah seltsames: Der Mann von der Information kam auf mich zu und bot mir ein Casa an. Eh? Nein danke, jetzt habe ich schon. Das gleiche passierte dann noch ein paar Mal. Anscheinend kennt hier jeder jemanden, der jemanden kennt… klar werden die Preise ein wenig höher (bestimmt so um die 5 CUC pro Nacht), aber ich hatte zumindest einen Platz zum Übernachten.
Kontakt
Der Kontakt wird hier auch ein wenig schwierig, da Internet nur in großen Hotels oder lizensierten Plätzen angeboten wird. Dazu kommt, dass man 3 CUC für eine 30-Minuten – Karte zahlt. Hmm, gut. Denn halt nicht.
Vitamin B
Und beim Spazieren gehen immer wieder: Wo kommst du her? Wie ist dein Name? Mit dem einen oder anderen kommt man vielleicht etwas ins Gespräch. Und falls man etwas braucht, vielleicht echte (jaja) kubanische Zigarren oder gar etwas Vergnügen mit einer Frau, er sei ja da?
Nein, danke.
Auflösung
Langsam wird mir klar, was der Zweck all dieser Angebote und vermeintlichen Freundlichkeit ist – mein Geld. Ja sicherlich sagt jetzt der eine oder andere. Trotzdem ist es hier viel anders als in Mexiko oder einem anderen Land in Zentralamerika. Dort haben die Menschen zumindest die Möglichkeit, zu entscheiden, was oder ob sie arbeiten und wie viel Aufwand sie dort hinein investieren wollen. Und andere geben etwas von ihrem Geld.
Doch hier sind die Touristen quasi die einzige Quelle, wenn ich dass mal so beschreiben darf, für CUC-Geld. Egal, was auch immer die Leute hier anstellen, sie haben einfach keine Möglichkeit, mehr Geld als vorgeschrieben zu machen. Klar gibt es den sporadischen Restaurant- oder Hotelbesitzer. Aber das scheint mir eher die Minderheit. Zwar bekommen sie eine Ration mit ihrem Geld, aber die ist eher lächerlich: 4 Kilogramm Reis, dann noch eine ähnliche Anzahl an Bohnen und 8 Eier. Ein Liter Milch ist auch dabei. Und das für einen Monat. Wobei ich bei der Ausgabe nicht dabei war und vielleicht wurde es etwas dramatisiert.
Abgeschminkt
Nach diesen – für mich sehr überraschenden – Erfahrungen sehe ich das Land mit ganz anderen Augen. Die vielen Regeln und Verbote, Verordnungen und der politische wie soziale Druck lassen den Eindruck entstehen, dass jemand in der Regierung dieses Land als sein Spielzeug betrachtet. Egal, wenn es hier und da etwas kaputt geht, produziert immer noch genügend Geld. B., der Präsident der Nation vor der Revolution, ist mit schlappen 38 Mio. US-Dollar in seinem Privatflugzeug in die Dominikanische Republik abgehauen, als es ihm zu heiß wurde.
Damit Kuba wieder ins Rollen kommt, muss irgendetwas passieren. Viele spekulieren, dass Fidel’s jüngerer Bruder Raul das Ruder übernimmt, wenn Fidel (irgendwann mal) stirbt. Doch die Frust und die Verzweiflung, auch Wut sind groß hier. Natürlich nur hinter vorgehaltener Hand und eigentlich ist das Regime ja toll und so, aber man sieht es den Menschen an. Auch in den Wohnungen wird alles gehortet, was man je kaufen konnte. Die Läden verkaufen anscheinend alles das gleiche und die meisten wissen nicht, was sie Abends essen sollen.
So sehr ich das Reisen auch mag, so sehr mir meine beiden ersten Tage auch gefallen haben – Kuba besitzt bei mir momentan einen schalen Nachgeschmack.
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