Vielleicht bin ich mit der falschen Erwartung in diesen Film gegangen. Vielleicht ist es wirklich zu viel verlangt, bei einem großen Blockbuster auch eine großartige Handlung zu finden. Oder sollte die gerenderte Grafik über all dies hinweg täuschen?
Was passiert?
Böse Menschen ziehen auf einen Planeten, die Resourcen rauben. Gute Einwohner finden das doof und schlagen mit Pfeil und Bogen zurück. Ein Soldat bekommt Gewissensbisse und lässt sich assimilieren. Fertig. Lieber Leser, 2 Stunden gespart.
Wie sieht’s aus?
Bunt auf jeden Fall. Gerade die Nachtsettings sind beeindruckend gestaltet und man kann sich gut vorstellen, dass sich James Cameron in unserer Unterwasserwelt hat inspirieren lassen. Jedoch täuscht die klasse Kulisse und die nette Atmosphäre nicht über das Standardprinzip des Filmes hinweg: Dialog – Konflikt – große Kampfsequenz. Das bitte solange wiederholen, bis Plot = Ende. Will sagen, am Anfang macht es Spaß und sicherlich sind gerade bei 3D ein paar Momente in dem Film, wo man staunen kann. Jedoch geht das unter in den sinnlos langen Kampfsequenzen.
Wie wird’s erzählt?
Gesellschaftskritisch ist dieser Film nur an der Oberfläche, weisen doch ein oder zwei Zitate darauf hin, dass nicht jeder damit zufrieden ist, die Einwohner einfach auszubeuten. Am Anfang wird recht schnell dargestellt, wer gut ist und wer böse. Und der Herr Soldat mit dem Sinneswandel ist sich den ganzen Film nicht so sicher, wo er hingehört. Wie gut, dass es Ripley und die Kampfpilotin gibt – die beiden heben ihre Charaktere zu den Besten im Film an.
Sonst ist der Plot eher flach und wohl mehr als Grund zu sehen, actionreiche Schlachten und beeindruckende Kulissen zu zeigen. Aber gut, wer das mehr mag, wird an diesem Film wohl seine Freude haben. Herr der Ringe in 3D und in den Wolken, sozusagen.
Mich hat der Film leider nicht mitgerissen und an manchen Stellen mit seiner Plattheit mit dem Kopf schütteln lassen. Für gutes (und teures, da 3D) Popcorn-Kino sollte er jedoch ausreichen.
Check 28.01.2010
IMDB: 8.6
Rottentomatoes: 82%
Meine Meinung: 76% (mit 3D-Brille)
Das Vorschaubild ist von hier.
Ich will ja Avatar nicht verteidigen oder so, die Handlung fand ich jetzt auch nicht der Reißer. Aber: „Dialog – Konflikt – große Kampfsequenz“ – Was ist denn bei den anderen Filmen so groß anders?
„Jedoch geht das unter in den sinnlos langen Kampfsequenzen.“ -> Gerade der Endkampf finde ich geht viel zu schnell vorbei, viel zu unspektakulär.
„Gesellschaftskritisch ist dieser Film nur an der Oberfläche“ -> Sodass es in China deswegen zu riesigen Problemen kam und sich manche sogar umgebracht haben? Scheint vllt. nicht den deutschen Nerv getroffen zu haben, aber zumindest von China, wie mir scheint.
„Herr der Ringe in 3D und in den Wolken, sozusagen.“ -> Herr der Ringe fand ich deutlich besser, was die Handlung anbelangt. Und somit auch insgesamt besser. Würde ich daher nicht miteinander vergleichen…
Hey Daniel, freut mich, dich mal wieder hier zu haben.
Leider ist deine Kritik an meiner Kritik etwas schwammig gehalten und so kann ich darauf nicht eingehen. Du schreibst, was „bei den anderen Filmen“ so groß anders sei – was meinst du damit? Sicherlich gibt es Filme, die genauso aufgebaut sind, nur leider riss Avatar mich nicht mit.
Zu China kann ich leider nichts sagen, da mir da keine Informationen vorliegen. Hast du da etwas?
Naja, und sonst lässt sich über Filmgeschmack bekanntlich wochenlang streiten 🙂
„Du schreibst, was “bei den anderen Filmen” so groß anders sei – was meinst du damit?“
– Diese Frage beantwortest du dir im nächsten Satz selbst: „Sicherlich gibt es Filme, die genauso aufgebaut sind“
Damit will ich nur sagen: Der Aufbau der Filme ist doch fast immer irgendwie gleich oder ähnlich. Und demnach liegt es m.M.n. NICHT am Aufbau, dass dir Avatar nicht so gut gefallen hat, sondern an etwas anderem.
Zu China: Wow, da hast du ja ganz schön was verpasst. Hier mal ein paar Links (gibt’s hunderte bei Google News etc.):
http://www.welt.de/die-welt/kultur/article5926457/Um-Konfuzius-zu-foerdern-verbannt-China-Avatar.html
http://www.stern.de/kultur/film/staat-spricht-von-desinteresse-avatar-fliegt-in-china-aus-vielen-kinos-1537071.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Avatar-darf-in-China-nur-noch-in-3D-Kinos-gezeigt-werden-907946.html
http://www.tagesschau.de/kultur/avatar102.html
+ „In China wird der Film um böse Menschen, die das Paradies des guten Na’vi–Naturvolks zerstören, als Metapher auf die heimischen Kahlschlagsanierer gedeutet.“ -> http://www.zeit.de/kultur/2010-02/oscar-nominierungen
Und meine „Kritik“ an deiner Kritik sollte nicht unbedingt eine Kritik sein, sondern lediglich manche Dinge hinterfragen, ergänzen oder relativieren. Insgesamt hab ich ja für 4 von 5 Sterne gestimmt. Für fünf Sterne hätte die Inhaltsangabe trotz allem meiner Meinung nach ruhig zwei, drei Sätze länger sein dürfen. Oder nicht als einzelner Punkt aufgeführt werden, denn so ist sie doch arg dürftig. Wobei es ja gerade dein Punkt war, dadurch die flache Handlung zu verdeutlichen – insbesondere im Verhältnis zur Spieldauer, wie ich deinem „Fertig. Lieber Leser, 2 Stunden gespart.“ entnehme. 🙂
Vielen Dank für die Infos zu China, das kannte ich nicht.
Vielleicht mache ich den Beschreibungssatz nächstes Mal ein wenig länger – obwohl ich glaube, das jeder Besucher den Plot zumindest schon kennt.
Kein Ding, gerne 🙂
„obwohl ich glaube, das jeder Besucher den Plot zumindest schon kennt.“ Das denke ich auch immer – und wundere mich, wie sehr ich damit daneben liege. Diejenigen, die es schon wissen, können den ganzen Teil überspringen – aber die anderen: freuen sich, wenn auch an sie gedacht wurde. Schließlich muss man irgendwo ja mal anfangen, was zu lesen/wissen. Oder woher soll es sonst kommen?
Und – hier spricht der Online-Journalismus-Student: Zu einer gescheiten/vollständigen Filmkritik gehört einfach auch eine Inhaltsangabe. Ich muss aber gestehen, dass ich diesen Teil auch nicht mag und viel lieber draufloswerte/-lobe/-mecker/-kritisiere. Macht einfach mehr Spaß 🙂